Einmalanwendung tötet Fußpilz ab
Von Brigitte M. Gensthaler(Pharmazeutische Zeitung)
Fußmykosen zählen zu den häufigsten Infektionen beim Menschen. Obwohl gut wirksame Arzneistoffe zur Verfügung stehen, schlägt die Behandlung oft fehl, weil die Patienten die ein- bis mehrwöchige Therapie nicht durchhalten. Eine neue Terbinafin-Lösung zur Einmalanwendung kann dieses Problem minimieren.
Die Fußgesundheit lässt zu wünschen übrig. Dies hat das Achilles-Projekt 2003, eine europaweite Studie mit etwa 20.000 Teilnehmern, deutlich gezeigt. Jeder Dritte hatte eine Pilzinfektion an den Zehennägeln und/oder in den Zehenzwischenräumen. Häufigste Erreger waren Dermatophyten. Dagegen spielen Hefen und Schimmelpilze eine untergeordnete Rolle, erklärte Dr. Joachim Kresken, Viersen, auf einer von Novartis unterstützten Pressekonferenz.
Am weitaus häufigsten ist die intertriginös-mazerative (interdigitale) Lokalisation und nur dieser Typ sei für die Selbstmedikation geeignet, sagte der Apotheker und Vorsitzende der Gesellschaft für Dermopharmazie (GD). Handelt es sich um eine hyperkeratotische Form, bei der der Pilz vor allem die Fußsohle befällt, solle man dringend den Gang zum Hautarzt empfehlen. Gleiches gelte für Patienten mit dyshidrosiformen oder bullösen Infektionen, bei denen stark juckende Bläschen auch den Vorderfuß erfassen. Eine Selbstmedikation sei darüber hinaus nicht angebracht bei ausgedehnten Pilzläsionen, bakterieller Superinfektionen, offenen Verletzungen am Fuß, immunsupprimierten Personen sowie bei Nagelpilz. Bei Diabetikern solle man zurückhaltend mit der Eigenbehandlung einer Fußmykose sein. Wichtig sei, dass der behandelnde Arzt von der Infektion weiß.
Entscheidend für den Erfolg einer Lokaltherapie ist das Abtöten der Pilze. Azol-Antimykotika wie Clotrimazol, Bifonazol und Econazol müssen 21 bis 28 Tage lang ein- bis zweimal täglich aufgetragen werden. Allylamine wie Terbinafin erfordern eine einwöchige Anwendung. Hydroxypyridone wie Ciclopirox (verschreibungspflichtig), Morpholine wie Amorolfin und Polyene wie Nystatin und Amphotericin B spielen in der Behandlung der Interdigitalmykose keine große Rolle, informierte Kresken. Je länger eine Therapie angewendet werden muss, umso geringer sei die Therapietreue. »Selbst die 7-Tage-Therapie halten nur zwei Drittel der Patienten konsequent durch.«
Terbinafin in neuer Galenik
Dieses Problem könnte die neue Formulierung von Terbinafin lösen (Lamisil® Once Lösung). »Hier wird ein optimierter Wirkstoff in optimierter Galenik angeboten«, erklärte Professor Dr. Monika Schäfer-Korting von der FU Berlin. Das Allylamin hemmt das Enzym Squalenepoxidase in der Zellmembran des Pilzes. Dadurch wird weniger Ergosterol gebildet, das für den Zellwandaufbau essenziell ist, und Squalen reichert sich in der Pilzzelle an, was zu deren Tod führt. Terbinafin wirkt konzentrationsunabhängig fungizid, betonte die Apothekerin und Pharmakologin.
Die neue 1-prozentige Wirkstofflösung enthält einen polymeren Träger, der nach dem Auftragen auf die Haut ein transparentes Acrylatgel bildet. Daraus diffundiert der lipophile Wirkstoff in das Stratum corneum. Der in der Formulierung enthaltene Ethanol störe zudem die Barriere der Hautlipide. Schon 30 Minuten nach dem Auftragen seien in der Hornschicht Wirkstoffspiegel messbar, die über der in vitro ermittelten minimalen fungiziden Konzentration (MFK) liegen, sagte Schäfer-Korting. Nach 24 Stunden seien etwa 70 Prozent des Wirkstoffs in die Haut penetriert, insgesamt werde bis zu vier Tage lang Arzneistoff aus dem Film abgegeben.
Da Terbinafin wahrscheinlich in oder an Lipide des Stratum corneum gebunden wird, entsteht ein Hautdepot. Bis zu 13 Tage lang liege die Wirkstoffkonzentration im Stratum corneum über der MFK. In Studien entsprach die Gesamt-AUC nach einmaliger Anwendung der Lösung derjenigen nach sechsmaligem Auftragen der einprozentigen Creme, berichtete die Apothekerin.
Großflächig auftragen
In einer multizentrischen klinischen Studie wurde die Einmalapplikation der filmbildenden Terbinafin-Lösung mit Placebo verglichen. Die Patienten trugen Verum oder Placebo einmal auf beide Füße großflächig auf Neun von zehn Patienten fanden diesen Applikationsmodus einfach, sagte Professor Dr. Hans Christian Korting von der Uniklinik München. Um den Film nicht zu zerstören, darf man die Füße 24 Stunden lang nicht waschen.
Beurteilt wurde die sogenannte effektive Heilung nach sechs Wochen, bei der kein Pilz mehr unter dem Mikroskop oder in Kultur nachweisbar ist (mykologische Heilung) und der Patient keine oder nur noch minimale klinische Symptome hat. 72 versus 21 Prozent der Patienten waren mykologisch geheilt, die effektiven Heilungsraten lagen bei 63 versus 17 Prozent. Damit sei die neue Lösung etwa gleich effektiv wie die bisherigen Terbinafin-Zubereitungen, sagte Korting. Die Wirksamkeit war allerdings auch nicht höher, was aufgrund der einfachen Anwendung denkbar wäre. Direkte Vergleichsstudien liegen noch nicht vor.
Terbinafin hemmt die Ergosterol-Synthese in der Pilzzellmembran. Durch die Inhibition der Squalenepoxidase blockiert Terbinafin die Umwandlung von Squalen in Lanosterol. Daraus resultiert eine Squalenanreicherung und ein Ergosterolmangel der Zellmembran.